YAML-Referenz

In diesem Kapitel erfährst du alle Details zur YAML-Datei, mit der du den Stift programmierst.

Das YAML-Format

Das YAML-Format im Allgemeinen wurde nicht für dieses Projekt erfunden, sondern ist gebräuchlich, um strukturierte Daten in einer menschenlesbaren Textdatei abzulegen. Eine knappe Übersicht findest du auf der Wikipedia-Seite zu YAML. Beachte, dass in YAML Einrückungen, also Leerzeichen am Anfang der Zeile, relevant sind und die Struktur der Datei beschreiben!

Die YAML-Datei bearbeitest du mit dem Texteditor deiner Wahl (Notepad, vim etc.).

YAML-Datei-Felder

Eine typische, minimale YAML-Datei für die Tiptoi-Programmierung sieht so aus:

product-id: 950
scripts:
  8066:
  - P(erstes_feld)
  8067:
  - P(zweites_feld)

Zwingend nötig ist dabei streng genommen nur das Feld product-id, aber in der Regel brauchst du auch scripts um irgendetwas Sinnvolles zu machen.

Es gibt noch eine Reihe weiterer, optionaler Felder, die im Folgenden erklärt werden. Eine etwas kompliziertere Datei könnte dann zum Beispiel so aussehen:

product-id: 950
comment: Ein kurzer Kommentar
welcome: willkommen
media-path: Audio/%s
gme-lang: GERMAN
init: $modus:=10
scripts:
   haus:
   - P(hello)
   tuer:
   - P(goodbye)
   monster:
   - P(warning)
language: en
speak:
   hello: "Hello, friend!"
   goodbye: "Goodbye"
   warning: "Watch out."
scriptcodes:
   haus: 4718
   tuer: 4716
   warning: 4717

product-id

Format:
Ein OID-Code im Bereich 0 bis 999
Beispiel:
product-id: 950
Zweck:
Die Produkt-ID dieses Projekts. Das Anschaltfeld des Produktes sollte mit dem hier angegebenen OID-Code bedruckt sein.

Es sollte zu jeder Produkt-ID nur eine GME-Datei auf den Stift geladen werden. Ravensburger zählt seine Produkte fortlaufend ab 1 hoch und Sprachen werden mit 999 abwärts nummeriert. Wir raten dir für dein eigenes Projekt daher eine Zahl zwischen 900 und 950 zu wählen.

comment

Format:
Ein Textstring
Beispiel:
comment: "Mein Tiptoi-Produkt"
Zweck:
Der Kommentar wird in der GME-Datei gespeichert, aber sonst ignoriert.

welcome

Format:
Einen oder mehrere Audio-Dateinamen, durch Kommata getrennt
Beispiel:
welcome: hello
Zweck:
Beim Aktivieren des Produktes werden die angegebenen Audio-Dateien abgespielt.

media-path

Format:
Ein Dateipfad, mit %s als Platzhalter
Beispiel:
media-path: Audio/%s
Zweck:

Gibt an, wo sich die Audiodateien befinden. Der Platzhalter %s wird dabei durch den in der YAML-Datei verwendeten Dateinamen ersetzt. Das Programm sucht nach allen geeigneten Dateiendungen (.wav, .ogg, .flac, .mp3).

Beispiel: Für den im welcome: hello angegebenen Begrüßungssound würde das tttool also die Datei Audio/hello.ogg einbinden.

Beispiel 2: Wenn du media-path: Audio/Schatzsuche_%s verwendest, würde bei einem welcome: hello die Datei Audio/Schatzsuche_hello.ogg eingebunden werden.

gme-lang

Format:
Eine Sprache (GERMAN, ENGLISH, FRENCH…)
Beispiel:
gme-lang: GERMAN
Zweck:
Das Sprach-Feld der GME-Datei. Bei eigenen Produkten gibt es in der Regel keinen Grund, dieses Feld anzugeben.

init

In diesem Feld werden Register (bzw. Variablen oder Speicherplätze) initialisiert. Beispielsweise werden hier Spielmodi oder Zähler auf 0 gesetzt, damit diese später mit einem vorgegebenen Wert starten können. Beispiel: Wird hier „$modus:=0 $i:=0“ geschrieben, so werden nach Aktivierung des Projekts die beiden Variablen modus und i mit 0 gestartet.

scripts

Format:
Eine Zuordnung von OID-Codes (oder Code-Namen) zu einer Liste von Skriptzeilen.
Beispiel:
scripts:
  8067:
   - P(hi)
  haus:
   - $mode==3? P(welcome)
   - P(goodbye)
Zweck:

Enthält die Logik dieses Tiptoi-Produktes und gibt für einen OID-Code an was geschehen soll, wenn du diesen Code antippst.

Statt eines konkreten OID-Codes kann auch ein Code-Name angegeben werden, siehe Abschnitt „scriptcodes“.

Die Skripte werden in Detail im Abschnitt „YAML-Programmierung“ erklärt.

language

Format:
Ein Sprach-Kürzel (de, en, fr…)
Beispiel:
language: de
Zweck:
Gibt die Sprache für die Sprachsynthese (siehe Feld speak) an.

speak

Format:
Eine Zuordnung von Dateinamen zu Text
Beispiel:
speak:
   hello: "Hello, friend!"
   goodbye: "Goodbye"
   warning: "Watch out."
Zweck:
Gibt an, welche Audiodateien das tttool per Text-to-Speech generieren soll, sofern es die entsprechenden Audiodateien nicht findet. Dabei wird die in language angegebene Sprache verwendet.

Das tttool verfügt über ein integriertes Text-to-Speech tool, welches dir erlaubt, Texte automatisch vorgelesen zu bekommen. So kannst du deine Tiptoi-Entwicklung testen, bevor du alles Nötige aufgenommen hast.

Solltest du Text-to-Speech in verschiedenen Sprachen benötigen, kannst du mehrere Abschnitte mit eigener Sprache angeben:

speak:
 - language: en
   hello: "Hello, friend!"
   goodbye: "Goodbye"
 - language: de
   warning: "Achtung!"

scriptcodes

Format:
Eine Zuordnung von Codenamen zu OID-Code
Beispiel:
scriptcodes:
   haus: 4718
   tuer: 4716
   warning: 4717
Zweck:
Erlaubt dir, im Abschnitt scripts und in J-Befehlen mit sprechenden Namen statt OID-Codes zu arbeiten. Bei der Erstellung der GME-Datei wird in dieser Zuordnung nachgeschlagen, welcher OID-Code verwendet werden soll.

Du kannst sprechende Namen auch ohne scriptcodes verwenden, in diesem Fall wählt das tttool die Codes selbst. Damit stets die gleichen Codes verwendet werden (und bereits gedruckte Codes weiterhin funktionieren), speichert es die Auswahl in einer Datei mit Endung .codes.yaml, die nur den scriptcodes-Eintrag enthält. Es steht dir frei, diese Zuordnung in die eigentliche YAML-Datei zu übernehmen.

Warnung

Das tttool arbeitet entweder mit Namen oder mit Nummern. Du kannst die beiden Varianten nicht mischen.

replay

Format:
Ein OID-Code
Beispiel:
replay: 12159
Zweck:
Beim Tippen auf diesen Code wird das zuletzt ausgegebene Audio nochmal ausgegeben.

Auch wenn man diesen dies nicht explizit in der .yaml-Datei notiert, weist das tttool einen solchen Code zu, und erzeugt ein REPLAY-Muster aus.

stop

Format:
Ein OID-Code
Beispiel:
stop: 12158
Zweck:
Beim Tippen auf diesen Code wird die Ausgabe gestoppt

Auch wenn man diesen dies nicht explizit in der .yaml-Datei notiert, weist das tttool einen solchen Code zu, und erzeugt ein STOP-Muster aus.

YAML-Programmierung

Die Logik einer Tiptoi-Programmierung steckt vor allem in den im scripts-Feld angegebenen Skripten. Es gibt zu jedem OID-Code ein Skript. Dieses besteht aus einer oder gegebenenfalls mehreren Zeilen, die wiederum aus Befehlen bestehen.

Das einfachste Beispiel ist also

scripts:
  2000: P(hallo)

Hier wird, wenn du den OID-Code 2000 antippst, der Befehl P(hallo) ausgeführt. (Die Befehle selbst werden in Kürze erklärt.)

Eine Skriptzeile kann mehrere Befehle enthalten, etwa

scripts:
  2000: P(hallo) P(freund) J(2001)

Hier werden drei Befehle nacheinander ausgeführt.

Warnung

Soweit bekannt kann es zu Problemen kommen, wenn mehr als 8 Befehle in einer Zeile stehen. Darüber hinaus interagieren manche Befehle seltsam; mehr dazu im Abschnitt „J – Sprung“.

Im Allgemeinen können zu einem Skript mehrere Zeilen angegeben werden:

scripts:
  2000:
   - $offen==1? P(willkommen)
   - $offen==0? P(finde_den_schluessel)

Tippst du nun Code 2000 an, wird die erste Zeile ausgeführt, deren Bedingungen alle erfüllt sind (mehr zum Programmieren mit Bedingungen im Abschnitt zu Bedingungsbefehle).

Statt die OID-Codes numerisch anzugeben, kannst du auch sprechende Namen verwenden, siehe Abschnitt „scriptcodes“.

Register

Viele Befehle manipulieren Register. Diese repräsentieren Speicherzellen, in denen im Programmverlauf Werte abgelegt und abgerufen werden können. Man könnte sie auch Variablen nennen.

Der Name eines Registers beginnt immer mit einem $, gefolgt von Buchstaben, Zahlen oder Unterstrichen (_). Direkt nach dem $ muss ein Buchstabe kommen.

Alle Arithmetik auf dem Tiptoistift arbeitet mit ganzen Zahlen im Bereich 0 bis 65535. Alle Register haben zu Beginn den Wert 0, sofern du es nicht im init-Feld anders verlangst (siehe Abschnitt „init“).

Wenn du eine GME-Datei exportierst (siehe Abschnitt „GME-Dateien extrahieren“), so kennt das tttool die Namen der Register nicht. In diesem Fall werden Nummern verwendet ($0, $1…). Es gibt in der Regel keinen Grund, dies in deinen eigenen Tiptoi-Produkten so zu machen.

Befehlsreferenz

Im Folgenden werden die Befehle im Einzelnen erklärt: Wie du sie in der YAML-Datei schreibst, was sie bewirken, und was sonst so dabei zu beachten ist.

In der Format-Beschreibung werden folgende Platzhalter verwendet:

  • audio-datei: Der Name einer Audio-Datei. Aus dem Namen wird, wie im Abschnitt „media-path“ beschrieben, der Dateiname der Audiodatei abgeleitet.

  • oid-code: Die Nummer eines OID-Codes (und damit einer Skiptzeile), wenn scriptcodes nicht verwendet wird.

  • code-name: Der Name eines OID-Codes (und damit einer Skiptzeile), wenn scriptcodes verwendet wird.

  • register: Der Name eines Registers, mit $. Beispiel: $mode.

  • argument: Entweder der Name eines Registers oder eine Zahl. Beispiele: $mode, 0, 1024.

    Der Wert eines Argumentes ist im ersten Fall der aktuell in dem Register gespeicherte Wert; im zweiten Fall einfach die Zahl selbst.

P – Audio abspielen

Format:
P(audio-datei)
P(audio-datei,audio-datei,)
Beispiel:
haus:
- P(willkommen) P(zu_hause,daheim)
Effekt:

In der ersten Form spielt der Befehl die angegebene Audio-Datei ab.

In der zweiten Form spielt der Befehl zufällig eine der angegebenen Audio-Dateien ab.

Hinweis:
Wenn der Dateiname Zeichen enthält außer a-z, 0-9 und _, dann muss der Dateiname in Anführungszeichen stehen.
Beispiel:
haus:
- P("Willkommen zu Hause")

J – Sprung

Format:
J(oid-code)
J(code-name)
Beispiel:
endlos:
- P(endlose) P(kein_anschluss)
Effekt:
Der Stift führt, _nach dem aktuellen Skript_, das Skript mit Code oid-code bzw. code-name (wenn scriptcodes verwendet wird) aus.

Es sollte nur ein J-Befehl pro Zeile existieren (bei mehreren wird der letzte ausgeführt).

Nach dem J-Befehl sollte mindests ein P-Befehl stehen, der ein nicht zu kurzes Audio-Schnippsel (mindestens 5ms) abspielt, sonst warten Tiptoi-Stifte (ab der zweiten Generation) beim Sprung etwa zwei Sekunden lang.

Eine stille, 5ms lange Audiodatei liegt dem tttool als example/5ms.ogg bei.

:= – Register setzen

Format:
register1 := argument
Beispiel:
- $zuletzt := $aktuell  $aktuell := 5
Effekt:
Der Wert des Registers register wird auf den Wert des Arguments argument gesetzt.

+=, -=, *=, /=, %= – Arithmetik

Format:
register += argument
register -= argument
register *= argument
register /= argument
register %= argument
Beispiel:
taste_fuenf:
- $anzeige*=10 $anzeige+=5
gegner_getroffen
- $wert := 10 $wert *= $bonus $score += $wert
Effekt:
Es wird die entsprechende Rechenoperation auf die aktuell in register gespeicherte Zahl und den Wert des Arguments argument angewandt, und das Ergebnis in register1 abgelegt.

Es wird dabei nur mit ganzen Zahlen gerechnet. Insbesondere rundet die Division (/=) das Ergebnis stets ab. Wenn also Register $x den Wert 8 enthält und $x/=3 ausgeführt wird, so enthält es den Wert 2.

Der Befehl %= berechnet entsprechend den Divisionsrest. Wenn also Register $x den Wert 8 enthält und $x%=3 ausgeführt wird, so enthält es den Wert 2.

Neg() – Register negieren

Format:
Neg(register)
Beispiel:
- Neg($r)
Effekt:
Der Wert des Registers register wird negiert: Aus 5 wird -5 und umgekehrt.

&=, |=, ^= – bitweise Operatoren

Format:
register &= argument
register |= argument
register ^= argument
Zweck:

Es wird die entsprechende bitweise Operation auf die aktuell in register gespeicherte Zahl und den Wert des Arguments argument angewandt, und das Ergebnis in register abgelegt.

Dabei ist &= das bitweise Und, |= das bitweise Oder, ^= das bitweise exklusive Oder (XOR). Wenn dir das nichts sagt, brauchst du es vermutlich nicht.

T – Timer

Format:
T(register,modulus )
Beispiel:
wuerfel:
- T($wurf,6)
Effekt:
Der Wert des Tiptoi-Zählers zu Beginn des Skriptes wird (modulo dem modulus) im Register register abgelegt.

Der Tiptoi-Stift verfügt über einen Zähler, der während der Benutzung hochgezählt wird. Er wird schneller hochgezählt, wenn mit dem Stift interagiert wird, er ist also nicht zur Zeitmessung geeignet. Man kann damit aber (einfache) Zufallszahlen bekommen. Mehr dazu im Abschnitt Zufallszahlen.

==, >=, <=, >, <, != – Bedingungen

Format:
argument1 == argument2
argument1 >= argument2
argument1 <= argument2
argument1 > argument2
argument1 < argument2
argument1 != argument2
Beispiel:
haus:
- $mode == 1? P(willkommen)
- $mode == 2? $gefunden < 3? P(finde_mehr_steine)
- $mode == 2? $gefunden == 3? P(raetsel_geloest)
Effekt:

Bedingungsbefehle müssen stets am Anfang der Zeile stehen. Es wird der Wert des ersten Arguments entsprechend dem Vergleichsoperator mit dem zweiten Argument verglichen. Wenn alle Bedingungsbefehle einer Zeile zutreffen, dann wird die Zeile ausgeführt, sonst wird die nächste Zeile des Skriptes geprüft.

Die Operatoren sind:

Befehl Bedeutung
== gleich
>= größer oder gleich
<= kleiner oder gleich
> echt größer
< echt kleiner
!= ungleich

Weitere Befehle

(Befehle die der normale Tiptoi-Bastler nicht braucht, aber die das tttool ausspuckt)

  • P*()
  • PA*()
  • PA*()
  • PA()
  • G()
  • C
  • ?() ()